Österreich

Getötet, weil sie eine Frau ist – unser Nachbarland hält einen traurigen Rekord

02.07.2021, 09:12 Uhr
· Online seit 02.07.2021, 05:39 Uhr
Diese Woche wurde in Österreich zum 15. Mal in diesem Jahr eine Frau getötet, mutmasslich aus dem einfachen Grund, weil sie eine Frau war. Österreich steht damit an der Spitze: In allen anderen EU-Ländern werden mehr Männer als Frauen getötet. Doch auch in der Schweiz häufen sich die Morde an Frauen.
Anzeige

Österreich verzeichnet aktuell einen traurigen Rekord. Vor rund einer Woche wurde ein Mädchen in Wien von ihrem Freund ermordet. Er behauptet, ein Dämon habe ihn dazu getrieben, die 15-Jährige zu töten. Er hatte ihre Leiche in einem Feld abgelegt. Ihr Vater hatte einen Suchtrupp zusammengestellt, der die Tote schliesslich fand. Es ist der 15. Femizid, also Mord an einer Frau, weil sie eine Frau ist, den Österreich dieses Jahr verzeichnet.

Das ist ungewöhnlich. Denn: In allen anderen Ländern der EU sind 65 Prozent der Mordopfer männlich. Und: Die Frauen werden umgebracht, einfach weil sie Frauen sind. Vor wenigen Wochen wurden eine Frau und ihre Mutter von ihrem Freund umgebracht, weil sie sich von ihm trennen wollte. «Wenn ich sie nicht haben kann, soll keiner sie haben» oder «Sie hat mein Leben zerstört, also zerstöre ich ihres» – das sind häufige Aussagen der Täter.

Alle zwei Wochen ein Femizid in der Schweiz

Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zu Femiziden. Vor rund drei Wochen wurde im Aargauischen Hausen ein Mann verurteilt, nachdem er seine Frau und deren Schwester mit einem Messer erstochen hatte.

Rein statistisch gesehen wird alle zwei Wochen eine Frau von ihrem Ehemann, Freund, Ex-Partner oder Sohn umgebracht. Pilatus Today hat sich im Februar auf Spurensuche in der Zentralschweiz begeben. Allein im letzten Jahr wurden in Luzern drei Frauen gewaltsam umgebracht – von Personen, die ihnen nahestehen.

Prozess in Horgen

Aktuell läuft im Zürcherischen Horgen ein Mordprozess gegen einen 35-jährigen Mann. Laut Anklage betrat der Beschuldigte um etwa 6 Uhr früh am Sonntagmorgen, 28. Juli 2019, das Schlafzimmer der Frau, in der Hand eine Flasche Schaumwein. Diese schlug er der Schlafenden mehrmals auf den Kopf, dann würgte er sie, bis sie sich nicht mehr regte. Schliesslich holte er in der Küche ein Fleischmesser, stach es ihr sechs Mal wuchtig in den Oberkörper, wo er es stecken liess.

Laut Staatsanwalt war das Motiv für die Tat Eifersucht und Rache – der Beschuldigte habe herausgefunden, dass seine Freundin eine Affäre hatte. Dem widersprach der Verteidiger: Sein Mandant habe nichts von einer Liebschaft gewusst. Es habe deshalb auch nicht das vom Ankläger geschilderte Verhalten gegeben.

Schon in den Wochen vor der Tat habe sich der Beschuldigte «beispiellos verhalten», so der Ankläger. Er habe seine Freundin kontrolliert, ihr nachspioniert, sie vergewaltigt und derart drangsaliert, dass sie gegenüber Freundinnen sagte, sie wolle nicht mehr leben. Eine Woche vor der Tat machte sie mit ihm Schluss, wohnte aber mit dem gemeinsamen Sohn noch in der Wohnung.

Die Tat hatte der Beschuldigte gemäss Staatsanwalt geplant. In einem Brief, den er in der Wohnung zurück liess, habe er die Tötung angekündigt. Darin zeigte sich die «krass possessive und egoistische» Einstellung des Mannes: Wenn er die Frau nicht haben konnte, sollte keiner sie haben.

(gch/sda)

veröffentlicht: 2. Juli 2021 05:39
aktualisiert: 2. Juli 2021 09:12
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch