Gesundheitsbefragung

«Günstiger als Kaugummi»: Schweizer nehmen immer mehr Schmerzmittel

· Online seit 31.01.2024, 19:05 Uhr
Seit Jahrzehnten steigt hierzulande der Konsum an Schmerzmitteln. Während vor 30 Jahren noch rund zehn Prozent Schmerzmittel nahmen, nimmt mittlerweile jeder vierte Schweizer oder jede vierte Schweizerin Medikamente gegen Schmerzen. Die Gründe sind vielseitig, wie ein Chefapotheker erklärt.
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Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer greifen zu Schmerzmedikamenten. Das kam bei der Gesundheitsbefragung 2022 heraus, die das Bundesamt für Gesundheit BAG diese Woche veröffentlichte. Doch worin liegen die Gründe? Verweichlicht die Bevölkerung immer mehr?

Dem würde Enea Martinelli, Chefapotheker der Spitäler FMI Frutigen Meiringen Interlaken, nicht zustimmen. «Es ist eher so, dass die Leute einen viel einfacheren Zugang haben als früher. Schmerzmittel wurden in eine andere Verkaufskategorie umgeteilt – mit dem Effekt, dass die Zugangsschwelle gesenkt wurde. Aber natürlich ist es auch so, dass sich die Einstellung verändert hat. Früher hat man die Schmerzen eher einfach ausgehalten.»

Daneben, dass der Zugang einfacher sei, habe man heute auch keine Zeit mehr für Schmerzen, so Martinelli: «Schmerzmittel sind heute günstiger als Kaugummi.»

Schmerzmittel sind nicht ohne Risiken

Da die Medikamente einfacher erhältlich seien, hätten sich auch die Marketingmassnahmen der Pharmafirmen verändert, wie der Chefapotheker feststellt. «Schauen Sie sich einmal an, wofür im Fernsehen Werbung gemacht wird – nicht nur in der Schweiz, aber auch im Ausland. Das sind zum überwiegenden Teil Schmerzmittel. Und offensichtlich funktioniert das.»

Ohne Risiken seien Schmerzmittel aber nicht. Da viele solche Mittel Wirkungen auf Magen und Darm hätten, müssten Personen mit aktuellen oder vergangenen Magen- respektive Darmproblemen besonders aufpassen, warnt der Apotheker. Auch Schwangere und Personen mit Problemen mit der Niere, der Leber und dem Herz sollten Schmerzmittel nicht ohne Fachberatung einnehmen.

Auch gute Seiten – aber nicht nur auf Symptome konzentrieren

Doch Enea Martinelli betont auch explizit die guten Seiten an Schmerzmitteln: «Viele von ihnen wirken auch entzündungshemmend und sind dort eher an der Ursache des Geschehens.»

Denn nur die Krankheitssymptome, also die Schmerzen, zu bekämpfen, sei nicht besonders hilfreich. «Wenn man Kopfschmerzen hat und die Ursache eigentlich eine beginnende Entzündung der Stirnhöhlen ist, dann hilft allenfalls ein Nasenspray kurzfristig mehr und effizienter», erklärt der Chefapotheker.

Doch manchmal könne die Schmerzbekämpfung durch Medikamente zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufs beitragen. «Das sind dann in der Regel andere Kategorien von Schmerzmitteln, die nicht frei zugänglich sind», so der Chefapotheker.

Nicht nur das Mittel, auch die Menge sei wichtig. «Man kann sich mit einem einfachen Mittel wie Paracetamol (zum Beispiel Dafalgan) vergiften, wenn man eine Tagesdosis von vier Gramm überschreitet. Und Paracetamol hilft auch nicht gegen Entzündungen.»

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veröffentlicht: 31. Januar 2024 19:05
aktualisiert: 31. Januar 2024 19:05
Quelle: BärnToday

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