Flightradar24 meldet so viele Flüge wie noch nie – doch nicht überall

Nachdem der Flugverkehr während der Covid-Pandemie stark zurückgegangen war, reisen mittlerweile wieder mehr Menschen mit dem Flugzeug. Am 6. Juli sogar so viele wie noch nie, schreibt Flightradar24. Den Rekord meldete der Onlinedienst am Freitag auf Twitter. Insgesamt waren am 6. Juli 134'386 kommerzielle Flieger in der Luft. Privatjets und Frachtflüge wurden nicht dazugezählt.

Den Rekord veranschaulicht der Dienst auf einer Weltkarte. Darauf zu sehen: von gelben Flugzeugen übersäte Flächen. Besonders über den USA, Europa sowie in Teilen Asiens ist der Luftraum «pumpenvoll».

Ein «normaler» Tag am Flughafen Zürich

Wurde auch in der Schweiz ein Rekord aufgestellt? Am Flughafen Zürich sei der 6. Juli ein «normaler» Tag gewesen, sagt Flughafen-Sprecherin Bettina Kunz gegenüber «Watson». An 24 anderen Tagen im laufenden Jahr habe es mehr Flugbewegungen gegeben.

Skyguide, die Schweizer Anbieterin für Flugsicherung, relativiert die Rekordzahlen von Flightradar24. Laut dieser sind die Resultate mit Vorsicht zu geniessen. Der Onlinedienst erfasse längst nicht alle Flugzeuge, erklärt Mediensprecher Vladia Barrosa gegenüber der Plattform. Die Stossrichtung sei aber korrekt, die Flugbewegungen in der Schweiz näherten sich wieder den Zahlen von vor der Covid-Pandemie.

Vor-Corona-Niveau bald wieder erreicht

Skyguide zufolge waren am 16. Juni am meisten Flugzeuge im Schweizer Luftraum unterwegs – insgesamt 4154 Maschinen.

Der bisherige Rekord am Flughafen Zürich wurde am 28. Juli 2019 aufgestellt. Insgesamt reisten 115'000 Passagiere über den Flughafen in Kloten. Die Vor-Pandemie-Werte könnten bald wieder erreicht werden: Die Flughafen-Sprecherin rechnet für die Sommerferien an Spitzentagen mit rund 100'000 Passagierinnen.

Darum werden gewisse Gebiete kaum überflogen

Nicht im ganzen globalen Luftraum herrscht reges Treiben. Wer die Karte von Flightradar24 genauer betrachtet, erkennt teilweise grosse Löcher. Warum fliegen dort keine Flugzeuge?

Eine grosse Freifläche im von Fliegern übersäten Europa ist die Ukraine. Die Flugbewegungen nahmen dort schon 2014 ab, nachdem eine Maschine der Malaysia Airlines abgeschossen wurde. Seit dem russischen Angriffskrieg ist der Luftraum über der Ukraine für den Flugverkehr geschlossen.

Auch andere Lufträume werden aufgrund von bestehenden und möglichen Konflikten vermieden. So fliegen grosse Fluggesellschaften etwa nicht über Syrien und Afghanistan. Auch der Sudan wird derzeit nicht überflogen.

Tibet und Russland werden kaum überflogen

Ein zweiter Grund, warum Fluggesellschaften gewisse Gebiete meiden, sind die geografischen Gegebenheiten. So fliegen etwa kaum Flieger über Tibet. Warum das? Wie Flightradar24 erklärt, liege es daran, dass die Flugzeuge aufgrund der hohen Berge in Höhen von über 10'000 Metern fliegen müssen. Dort enthält die Luft weniger Sauerstoff als in tieferen Lagen, was das Gehirn beeinträchtigen kann. Damit das nicht passiert, müssen Flugzeuge im Falle eines Druckabfalls auf eine sichere Höhe absinken, was in Tibet nicht möglich ist. Deshalb wird das Gebiet von den meisten grossen Fluggesellschaften umflogen.

Eine weitere grosse leere Fläche ist Russland. Hier spielen geopolitische sowie geografische Gründe eine Rolle. Einerseits gibt es in Nord- und Ost-Russland wenige Städte, die angeflogen werden könnten. Andererseits sind die Sanktionen gegen Russland ausschlaggebend. Zahlreiche Länder haben Flüge im russischen Luftraum untersagt.

Möglicherweise wird der Flugverkehr-Rekord bald wieder gebrochen. Am meisten Flugbewegungen werden für Ende Juli erwartet.

(gin)