Schiffsunglück

Griechische Behörden befürchten hunderte Tote

· Online seit 15.06.2023, 12:17 Uhr
Die Suche nach Überlebenden des gesunkenen Schiffs mit mehreren hundert Flüchtenden dauert an, die Hoffnung jedoch ist klein. Bei den Geretteten handle es sich ausschliesslich um Männer. Die Behörden vermuten Schleuser unter den Geretteten.

Quelle: CH Media Video Unit / Jeannine Merki

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In der Nacht auf Mittwoch kenterte vor Griechenland ein Schiff und sank. Auf dem Boot hatten sich mehrere hundert Flüchtende befunden. Fotos zeigen, dass sich allein schon an Deck des verrosteten Fischkutters bis zu 200 Menschen drängten.

Auszumachen sind ein weiteres Zwischendeck und der Rumpf. Insgesamt sollen sich mehr als 700 Menschen auf dem Schiff befunden haben, wie Überlebende erzählen. Bisher konnten 104 Menschen lebend geborgen werden, wie griechische Medien berichteten. Es werden Hunderte Tote befürchtet.

Schwangere und Kinder hatten keine Chance

Bei den 104 Geretteten handle es sich ausschliesslich um Männer. Die übrigen Passagiere, darunter nach Angaben der Überlebenden auch schwangere Frauen und viele Kinder, sollen sich unter Deck aufgehalten und beim schnellen Sinken des Bootes keine Chance gehabt haben, sich nach draussen zu retten.

Wie die Nachrichtenagentur Keystone SDA schreibt, wurde die Suche nach Überlebenden in der Nacht auf Donnerstag fortgesetzt, jedoch ohne Erfolg. «Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt», sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache am Donnerstagmorgen im Staatsrundfunk.

Suchaktion dauert an

Schiffe der griechischen Küstenwache und Kriegsmarine brachten bislang die Leichen von 79 Menschen zum südgriechischen Hafen von Kalamata. Die Küstenwache geht jedoch von weitaus mehr Todesopfern aus. Die 104 Überlebenden wurden in Zelten im Hafen dieser Hafenstadt untergebracht. 26 von ihnen hätten im Krankenhaus hauptsächlich wegen Unterkühlung behandelt werden müssen, teilten die Behörden mit.

In dem betreffenden Gebiet suchten auch am Donnerstagmorgen weiterhin zahlreiche Patrouillenboote, Hubschrauber und Frachter nach Überlebenden und arbeiteten an der Bergung der Opfer. Zur Ursache des Unglücks gibt es bisher nur Spekulationen. Das Wetter in der Meeresregion war zu dem Zeitpunkt relativ ruhig. Möglich ist nach Angaben der Behörden zum Beispiel, dass an Bord des übervollen Bootes Panik ausbrach und das Boot deswegen schliesslich kenterte.

Mutmassliche Schleuser gerettet

Drei der Überlebenden werden aktuell von den griechischen Behörden vernommen. Sie stünden im Verdacht, als Schleuser agiert zu haben, berichtete der Staatssender ERT.

Nach dem schweren Bootsunglück vor der südwestlichen Küste Griechenlands haben die Vereinten Nationen die Sicherheit von Fluchtrouten angemahnt. «Dies ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, dass die Mitgliedstaaten zusammenkommen und geordnete, sichere Wege für Menschen schaffen, die zur Flucht gezwungen sind», sagte Sprecher Stephane Dujarric am Mittwoch in New York.

Mehr als 20'000 Flüchtende auf Mittelmeer gestorben

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen meldet sich zu Wort und zeigte sich nach dem schweren Unglück erschüttert. Sie sei zutiefst betrübt über die vielen Toten und sehr besorgt angesichts der Zahl der vermissten Menschen, twitterte sie am Mittwoch. «Wir müssen weiterhin mit den Mitgliedstaaten und Drittländern zusammenarbeiten, um solche Tragödien zu verhindern.»

Die flüchtenden Menschen, die sich auf dem Boot befunden haben, sollen aus Afghanistan, Pakistan und Syrien gewesen sein.

Seit 2014 sind nach UN-Angaben mehr als 20'000 Migranten auf dem Mittelmeer gestorben. Erst Ende Februar 2023 kam es in Italien vor der Küste Kalabriens zu einem Bootsunglück mit mindestens 90 Toten.

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(sda/roa)

veröffentlicht: 15. Juni 2023 12:17
aktualisiert: 15. Juni 2023 12:17
Quelle: Today-Zentralredaktion

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