Blasmusik

Wen die Absage des Luzerner Blasmusik-Wettbewerbs besonders schmerzt

04.04.2020, 14:15 Uhr
· Online seit 03.04.2020, 21:16 Uhr
Schon länger ist klar, dass der Luzerner Solo- und Ensemblewettbewerb wegen der Corona-Krise nicht stattfinden kann. Warum der Ausfall des Wettbewerbs ein Verlust für die kantonale Blasmusik-Szene ist, erklären Teilnehmer und Veranstalter.
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Dieses Wochenende wäre es soweit gewesen: Der 28. Luzerner Solo- und Ensemblewettbewerb hätte in Willisau stattfinden sollen. Die Feldmusik Willisau, als durchführender Verein in diesem Jahr, war bereit und alles war organisiert – aber das Coronavirus hatte andere Pläne.

«Fix in meinem Jahresplan»: So bringt es ein langjähriger LSEW-Teilnehmer auf den Punkt. Es sei schade, dass der Wettbewerb nicht stattfinden könne, denn er habe für ihn persönlich, aber auch für die gesamte Blasmusikszene in Luzern – vor allem bei den jüngeren Teilnehmern – eine grosse Bedeutung und sei Teil jedes Musikjahres. Für ihn war es besonders zu Beginn seiner musikalischen Karriere eine Motivation, ein «Kick» gewesen, um auf ein Ziel hinarbeiten zu können.

Das ist der LSEW

Genau das ist eigentlich die Motivation des LSEW: Der Luzerner Solo- und Ensemblewettbewerb setzt sich nämlich zum Ziel, den Teilnehmenden die Gelegenheit zu geben, «ihr Können im Rahmen eines friedlichen Wettspiels zu präsentieren» und nebenbei um den Titel des Luzerner Solo-Champions zu wetteifern.

Aber vor allem der erste Teil, das friedliche Wettspiel, ist für junge Blasmusikantinnen und Blasmusikanten ein besonderer Anreiz an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Es gibt ihnen eine erste Möglichkeit, in einem überschaubaren Rahmen wichtige Erfahrungen sammeln zu können. Sie bereiten sich Wochen oder eher Monate auf ihren Auftritt vor, spielen vor Publikum und werden von einer professionellen Jury bewertet. Ganz so, wie es später bei grösseren Wettbewerben der Fall sein wird.

Am diesjährigen Wettbewerb hätten wiederum über 300 Solistinnen und Solisten und über 20 Ensembles mitgemacht. Das ist eine stattliche Zahl und trägt, angesichts des jungen Alters der Teilnehmenden, wesentlich zum Erhalt des hohen Niveaus der Luzerner Blasmusik bei, wie Christoph Troxler, Präsident des Luzerner Kantonal-Blasmusikverbandes (LKBV), gegenüber der Luzerner Zeitung vor rund einem Jahr schon sagte: «Der Nachwuchs profitiert sehr von diesem Wettbewerb. Es herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf und es macht den Kindern und Jugendlichen Freude», das spüre man.

Der Wettbewerb als Ansporn

Ganz ähnlich beschreiben das auch zwei junge Musikanten, Noël Koch von der Jugend Brass Band Michelsamt und Simon Schnyder von der Jugendmusik Willisau. Beide hätten dieses Jahr am Wettbewerb teilgenommen hätten. Noël Koch wäre mit seinem Euphonium an den Start gegangen und Simon Schnyder mit der Posaune. Für sie ist der LSEW einer der Höhepunkte des Musikjahres. Noël Koch sagt, das Besondere sei, dass es sich eben um einen Wettbewerb handle, es sei eine Spannung vorhanden und man wolle sein Bestes geben. Kein Wunder ist sein persönlicher Höhepunkt der jährliche Schweizerische Brass Band Wettbewerb in Montreux. Und Simon Schnyder findet es toll, dass man den Anderen zeigen kann, was man gelernt hat. Der Wettbewerbsgedanke ist bei diesen beiden Musikanten also klar angekommen.

Musik verbindet

Aber auch bei den jungen Musikantinnen scheint ein Konkurrenzdenken vorhanden zu sein: Noé Stadelmann, ebenfalls von der Jugend Brass Band Michelsamt, sagt, für sie sei der Wettbewerb besonders, weil es viele Teilnehmer gäbe und es darum entsprechend anspruchsvoll sei, überhaupt gelistet zu werden. Ein Solo einzuüben, zu präsentieren und sich damit als Solistin zu verbessern, sei eine gute Abwechslung und für sie «mega wichtig». Obwohl sie stets sehr nervös sei, helfe es mit dem Druck umzugehen. Deshalb spiele sie auch etwas lieber mit der gesamten Jugendmusik, natürlich auch in Montreux, da dort der Druck etwas geringer sei und es einfach etwas Schönes sei, zusammen – am besten mit Freunden – Musik zu machen.

Fehlende Motivation

Simon Schnyder sagt weiter, dass es im ersten Moment ein «Schock» gewesen sei, da man ja nun während Monaten (seit dem Oktober!) intensiv dafür geübt habe. Dafür erhielt er eine Lektion fürs Leben mit der Einsicht, dass kein Üben für «nichts» sei, sondern, dass man immer davon profitiere. Und auch Noël Koch sagt, dass ihm im Moment etwas die Motivation fehle, da kein klares, nächstes Ziel vorhanden sei. Er gibt unverblümt zu, dass er aktuell etwas weniger übe, und ergänzt lachend, dass es seinem Musiklehrer jedoch noch nicht aufgefallen sei. Und schliesslich auch Noé Stadelmann findet es schade, aber verständlich, dass der LSEW abgesagt werden musste. Sie ist sich aber bewusst, dass die ganze Vorbereitung nicht umsonst gewesen sei. Sie hätte sicherlich vom Üben eines anspruchsvolleren Solos profitiert.

Simon Schnyder hat sich von seinem ersten Schock erholt und sich selbst neue Ziele gesetzt: Zusammen mit dem Musiklehrer und seinem ebenfalls musizierenden Vater hat er sich neue Stücke für das nächste Jahr gesucht mit denen er nun zu Üben beginnt. Das nennt man dann wohl «vorbildlich».

Auch der erfahrene Musikant bestätigt die Eindrücke der drei Jüngeren: Die Rückmeldung einer Jury (quasi einer Drittperson und nicht nur der Musiklehrerin), die Übung mit dem Druck umzugehen und vor Publikum zu spielen, das seien besonders wichtige Erfahrungen gewesen. Er sei am Anfang immer sehr nervös gewesen, aber der Wettbewerb helfe dabei, Routine aufzubauen. Ausserdem herrsche ein «gesunder Konkurrenzkampf», man «pushe» sich gegenseitig. Dies dann natürlich insbesondere, wenn man schon etwas länger dabei sei und die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Vereinen besser kenne.

Das OK war bereit

Wie die Pressesprecherin des Organisationskomitees auf Nachfrage bestätigt, war ziemlich alles geplant und organisiert. Auch die Helfer waren bereits aufgeboten. Als sich abzuzeichnen begann, dass das Virus wohl einen Einfluss auf den Wettbewerb haben würde, wurde zunächst an eine «Light»-Version gedacht, die ohne die beiden Gala-Konzerte (weitere Infos hier) und mit beschränkter Besucherzahl hätte durchgeführt werden sollen. Die Massnahmen des Bundesrates vom 13. März hätten sie dann aber auch von dieser Variante abgebracht. Zu ihrem Glück sei für das nächste Jahre noch kein Veranstalter definiert gewesen, weshalb die Möglichkeit bestand, den LSEW um lediglich ein Jahr zu verschieben und wiederum in Willisau durchzuführen.

Vorbereitung war nicht umsonst

Der LSEW im nächsten Jahr findet nun am 06./07. März 2021 statt. Somit sei nicht die ganze Vorbereitung für nichts gewesen. Im Gegenteil: Ein Grossteil der Arbeit ist bereits gemacht und das Team wisse nun, wie alles läuft. Auch finanziell sei der Schaden nicht immens: Etwas grössere Beiträge seien erst für den Druck der Broschüren und die Werbung ausgegeben worden.

Keine Höhepunkte in diesem Jahr

Auch das Musikfest in Emmen, das erst im Juni stattfinden würde, ist bereits abgesagt, beziehungsweise um zwei Jahre verschoben worden (wir berichteten). Da im Zuge der Corona-Krise auch viele Frühlingskonzerte der Vereine, oft als Vorbereitung für das Musikfest, abgesagt werden mussten, trifft es die Blasmusik-Szene in diesem Jahr besonders hart. Etliche Höhepunkte, für manche Vereine sogar alle, sind dem Veranstaltungsverbot zum Opfer gefallen.

Die Hoffnung bleibt, dass die Vereine und sämtliche Musikantinnen und Musikanten, egal welchen Alters, die Freude trotz allem nicht verlieren und im nächsten (und übernächsten) Jahr dafür umso motivierter antreten werden.

veröffentlicht: 3. April 2020 21:16
aktualisiert: 4. April 2020 14:15
Quelle: PilatusToday

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