Wedding Vibes in Namibia

Wenn die ganze Verwandtschaft auf dem Hof die Zelte aufschlägt

30.08.2022, 13:57 Uhr
· Online seit 25.06.2022, 19:41 Uhr
Pompös, im kleinen Kreis oder als freie Zeremonie: Hochzeiten werden überall auf der Welt anders gefeiert. In Namibia gelten Festen mit 100 Gästen als kleine Feiern. Die Krienserin Anna Hartmann, die seit zehn Monaten in Namibia lebt, erzählt, wie sie eine solche grosse mehrtägige Hochzeit erlebt hat.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

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Die 35-jährige Krienserin durfte während ihres zehnmonatigen Aufenthalts in Nkurenkuru bereits an zwei Hochzeiten teilnehmen. Eine davon war diejenige der Finanzchefin, mit der sie täglich und sehr eng zusammenarbeitet. «In Namibia wird nicht nur im grossen Stil, sondern auch oft geheiratet. Die Hochzeit von unserer «Chief Accountant» – der Finanzchefin – des Bildungsdirektorats war definitiv ein Highlight meiner Zeit hier in Namibia.»

Da man am eigentlichen Hochzeitstag meist zu wenig Zeit hat, um sich mit der Braut auszutauschen und auch um Respekt zu zeigen, besucht man das Brautpaar in der Woche vor der Hochzeit zu Hause. Zusammen mit zwei Arbeitskolleginnen ging Anna Hartmann deshalb beim Brautpaar vorbei. Diese leben etwas ausserhalb von Nkurenkuru im «Village», in einem einfachen Haus mit einem schönen, grossen Hof, wie es Hartmann beschreibt: «Die Frauen sassen im Hof auf Stühlen im Kreis und haben sich fröhlich ausgetauscht.» Etwas überraschend kam dann für die Krienserin, dass ohne Vorwarnung eine Kuh geschlachtet wurde, deren Fleisch am Hochzeitsessen aufgetischt werden sollte. «Ich bin an diesem Tag mit einem Stück frischer Leber und zahlreichen neuen Eindrücken nach Hause gegangen», erzählt Hartmann.

Anreise der Verwandtschaft und Fahne hissen

Eine weitere Tradition in Namibias ist es, dass die zahlreichen Familienmitglieder des Brautpaars einige Tage vor der Hochzeit anreisen. Das können enge Verwandte oder auch entfernte Cousinen oder Kinder dieser entfernten Cousins sein, sogenannte «extended family members». Das sieht dann so aus: «Sie schlagen ihre Zelte im Hof auf, kochen auf dem offenen Feuer, singen und tanzen zusammen und begrüssen jedes neue Mitglied freudig, das nach einer langen Reise auf dem Hof eintrifft.»

Einen Tag vor der Hochzeit besuchte Anna Hartmann ihre Arbeitskollegin nochmals zu einem besonderen Anlass zu Hause. Zum Zeichen, dass hier ein frischverheiratetes Ehepaar wohnt, wurde eine weisse Fahne gehisst. «Die Familienmitglieder beider Familien tragen den Holzmast mit der Fahne mit Gesängen und Tänzen in den Hof und ein männliches Familienmitglied gräbt ein Loch, um den Mast in der Erde zu verankern.» Die Fahne wird ein Jahr später bei einem grossen Fest demontiert und der Familie des Mannes übergeben. Der Krienserin bleibt dieses Erlebnis in besonderer Erinnerung: «Bei diesem Brauch dabei sein zu dürfen, war wunderschön und eine grosse Ehre für mich. Die Lebensfreude, die Tradition, die Gesänge und Tänze haben mich sehr berührt.»

Zeremonie mit Verspätung

Der eigentliche Hochzeitstag unterschied sich dann wenig von einem Fest bei uns – «nur wird viel mehr getanzt und gesungen», erzählt Hartmann. Und was wohl in der Schweiz undenkbar wäre: Die Zeremonie in der Kirche begann mehrere Stunden verspätet, weil der Pfarrer noch nicht da war. An die namibische Hochzeit denkt die Krienserin gerne zurück: «Es war ein unvergesslicher Tag, den ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen vom Bildungsdirektorat sehr genossen habe.»

veröffentlicht: 25. Juni 2022 19:41
aktualisiert: 30. August 2022 13:57
Quelle: PilatusToday

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