Stadt Luzern

Regierung muss vergünstigte ÖV-Abos für Jugendliche prüfen

20.05.2021, 13:00 Uhr
· Online seit 20.05.2021, 10:59 Uhr
Sollen Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren in der Stadt Luzern von einem vergünstigten ÖV-Angebot profitieren oder nicht? Nein – zu teuer und nicht nachhaltig – teilte die Luzerner Stadtregierung Mitte März mit. Das Luzerner Stadtparlament widerspricht der Regierung nun aber und verpflichtet sie dazu, nochmals über die Bücher zu gehen.
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Der Wunsch nach besseren Konditionen im öffentlichen Verkehr kommt aus dem Kinderparlament. 610 Franken für ein Bus-Jahresabo sei viel Geld. Geld, dass zwar meist nicht die Kinder selbst aufbringen müssen, aber deren Eltern. Und weil es so teuer ist, dem Nachwuchs den öffentlichen Verkehr zu finanzieren, setzten sich viele Eltern lieber selbst ans Steuer. Dabei sei wichtig, dass Kinder früh selbständig werden und ohne umweltschädliche Elterntaxis unterwegs seien, so das Kinderparlament.

Gratisabo wäre zu teuer 

Der Stadtrat, die Regierung der Stadt Luzern, lehnt diese Forderung aber ab (PilatusToday berichtete). Auch der öffentliche Verkehr belaste das Klima und solle bewusst genutzt werden. Er befürchtet, dass bei einem Nulltarif der Bus zu oft benutzt werden könnte, auch für Strecken, die zu Fuss oder per Velo zu bewältigen wären. Zudem sei es zu teuer, allen rund 6‘100 Kindern und Jugendlichen der Stadt Luzern ein Gratisabo zur Verfügung zu stellen. 3,75 Millionen Franken würde dies die Stadt im Jahr Kosten, so die Regierung.

Kinder und Jugendliche sollen an einen bewussten Umgang mit der Mobilität herangeführt werden. Sie sollten lernen und verstehen, dass Mobilität nicht gratis zu haben sei.

Stadtparlament will Angebot prüfen 

Anders als die Stadtregierung, empfahl bereits die Bildungskommission (Biko) des Luzerner Stadtparlaments, den  Antrag des Kinderparlaments zu überweisen (PilatusToday berichtete). Dieser Haltung schloss sich heute auch das Stadtparlament an. Es verlangt von der Regierung zu prüfen, mit welchen Massnahmen Kinder und Jugendliche von günstigeren ÖV-Angeboten profitieren könnten. Der öffentliche Verkehr müsse für Luzerner Kinder und Jugendliche nicht zwingend gratis sein, die Stadtregierung habe einen gewissen Spielraum zu prüfen, welche Vergünstigungen möglich seien, meinte etwa Judith Wyrsch der Grünliberalen.

«Richtige Schlitzohren»

Die Bildungskommission dagegen hatte eine Überweisung beliebt gemacht. Im Rat sprachen sich FDP und SVP gegen das Postulat aus. Sandra Felder-Estermann (FDP) sagte, Kinder seien zum Teil richtige Schlitzohren. Wenn alles gratis sei, würden diese sogar für nur eine Station den Bus nehmen. Die CVP enthielt sich, ihr Sprecher wies aber darauf hin, dass das Problem real sei.

Ja-Stimmen gab es von Linksgrün und den Grünliberalen. Sie betonten in der Ratsdebatte, mit dem Vorgehen würden Kinder selbständiger und wer sich einmal an den ÖV gewöhnt habe, werde diesen auch längerfristig nutzen.

Stefan Sägesser (GLP) sagte, es gehe heute nicht um pädagogische Konzepte sondern um ein Grundproblem, das es ernst zu nehmen gelte. Die Sinnhaftigkeit des Vorstosses sei gegeben. Es sei ihm Wurst, ob die Kinder «Hop-on Hop-off» machten oder das Velo nehmen. Sie sollten einfach die Wahl haben.

Judith Wyrsch (GLP) betonte, dass es sich nur um ein Postulat handle. Über die Parteigrenzen hinweg wurde daran erinnert, dass es Anträge aus dem Kinderparlament schwer hätten, und man hiermit ein Zeichen setzen könne.

(cas/sda)

veröffentlicht: 20. Mai 2021 10:59
aktualisiert: 20. Mai 2021 13:00
Quelle: PilatusToday/sda

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