«Warum Männer töten»

Darum haben zwei Autorinnen 20'000 Franken für ein feministisches Buch gesammelt

· Online seit 06.08.2023, 10:29 Uhr
«Ich bin Sexarbeiterin», «Hast du Nein gesagt?» und bald: «Warum Männer töten». Die Aargauer Journalistin Miriam Suter wagt sich an feministische und gesellschaftskritische Themen. Zusammen mit der Journalistin Natalia Widla sammelten sie nun für die Finanzierung ihres gemeinsamen Buchs Geld via Crowdfunding.
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Im März dieses Jahres ist das Buch «Hast du Nein gesagt?» der Aargauerin Miriam Suter und Zugerin Natalia Widla erschienen. Acht Monate lang haben sie dafür recherchiert und schrieben über sexualisierte Gewalt und den institutionellen Umgang damit. Die Journalistinnen sprachen mit Polizei, Behörden, Beratungsstellen, Opfern und Bundesrätin Karin Keller-Sutter.

Mit ihrem Buch trafen sie den Nerv der Zeit. Denn im März wurde im Schweizer Parlament über die Revision des Sexualstrafrechts diskutiert und im Juni wurde sich schliesslich auf «Nein heisst Nein» im Sexualstrafrecht geeinigt.

Nun beschäftigen sich die beiden jungen Autorinnen trotz Strapazen beim ersten Buch mit einer Fortsetzung. Denn eine Frage und spezifische Perspektive blieben in ihrem ersten Buch noch offen: Was ist mit den mehrheitlich männlichen Tätern?

Das neue Buch

«Warum töten Männer», so lautet der aktuelle Arbeitstitel des zweiten gemeinsamen Buchs von Suter und Widla. «Die Hauptfrage wird sein: Warum werden gewisse Männer zu Tätern im Bereich sexualisierte Gewalt und Gewalt an Frauen», erklärt Co-Autorin Miriam Suter.

Dabei wollen die beiden analysieren, was die Schweiz für Präventionsmassnahmen unternimmt und den Blick auch auf internationale Beispiele richten. Das neue Buch wird ebenfalls im Limmat Verlag veröffentlicht. «Geplant ist, dass es im Herbst 2024 erscheint», verrät Suter.

Die beiden Autorinnen wollen mit ihren Büchern primär nicht nur «die eigene Bubble» erreichen. Ihre Bücher richten sich an ausnahmslos alle. Sie wollen diejenigen ansprechen, welche sich noch nicht mit diesem Thema beschäftigt haben, aber es vielleicht gerade sollten. Warum sie diese Arbeit leisten, ist all denen gewidmet, welche «unter diesem System leiden», erklärt die Co-Autorin. Deswegen lautet die Widmung des Buches: «Für uns».

Sowohl ein Buch zu schreiben als auch die Finanzierung dafür ist kein Kinderspiel. Das mussten die beiden Autorinnen bei ihrem letzten Buch hautnah erfahren. «Es ist krass, dass heute viele Verlage oft nicht mehr in der Lage sind, Vorschüsse zu geben», erklärt Suter. Die Autorinnen waren deswegen auf Fördergelder von Stiftungen angewiesen, erhielten jedoch viele Absagen. Knapp 8600 Franken pro Person verdienten die beiden bisher durch Lesungen und den Verkauf mit ihrem ersten Buch.

Es sei schwierig zu beurteilen, an was es konkret liege, dass sich die Finanzierung so herausfordernd gestalte. Zum einen werden Sachbücher tendenziell weniger gefördert und zum anderen ist feministischer Journalismus immer noch unterfinanziert, so die Autorin weiter. Für feministisch journalistischen Sachbücher ist das eine schwierige Voraussetzung.

Die beiden fühlen sich sehr privilegiert: «Man muss es sich  wirklich leisten können, ein Buch zu schreiben», erklärt sie weiter. Teilzeit zu arbeiten und dann noch «gratis» an einem Buch-Projekt zu arbeiten, sei für viele nicht möglich.

20'000 Franken innert vier Tagen

Warum also trotz den Strapazen eine Fortsetzung? «Weil wir es wichtig finden», sagt Suter. Damit die beiden aber nicht wieder «an den Anschlag» kommen, wollen sie für das neue Buch eine Finanzierung schaffen. Zum einen durch Fördergelder und zum anderen durch Crowdfunding. Damit erzielten Widla und Suter einen grossen und vor allem schnellen Erfolg.

Innert vier Tagen haben sie ihr Ziel von 20'000 Franken übertroffen. Dass es so schnell ging überraschte und überwältigte die beiden. «Ich möchte daran glauben, dass das ein Zeichen ist, dass diese Thematik relevant bleibt und sich die Leute damit auseinandersetzen wollen. Auch wenn klar ist, dass das momentan leider noch vor allem nur in einer ‹bestimmten Bubble› der Fall ist», sagt Suter.

Den Autorinnen fehle es aktuell trotz Stiftungsgelder noch an rund 25’000 Franken. Da die Unterstützung über das Crowdfunding grossen Anklang fand, entschieden sie sich dazu, das Crowdfundingziel auf 30'000 Franken zu erhöhen. «Weil wir bisher so stark unterstützt wurden, haben wir uns entschieden, uns zu trauen und ein zweites Etappenziel zu setzen.»

veröffentlicht: 6. August 2023 10:29
aktualisiert: 6. August 2023 10:29
Quelle: ArgoviaToday

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