Zentralschweiz
Luzern

Die abtretenden Regierungsräte über Apéros, Krawatten und mehr Freizeit

Winiker, Graf und Schwerzmann

Die abtretenden Regierungsräte über Apéros, Krawatten und mehr Freizeit

· Online seit 26.06.2023, 16:55 Uhr
Zusammen haben die drei abtretenden Luzerner Regierungsräte Paul Winiker, Marcel Schwerzman und Guido Graf 37 Jahre Regierungserfahrung auf dem Buckel. Am Montag sassen sie zum letzten Mal als Regierungsräte in einer Session des Kantonsparlaments und gaben uns eines der letzten Interviews in ihrem politischen Amt.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

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Marcel Schwerzmann, Guido Graf und Paul Winiker sitzen am Montag ihrer letzten Arbeitswoche im Parlamentssaal. Sie hören bei den Diskussionen rund um die Vorstösse aufmerksam zu, nehmen als Regierungsrat Stellung und machen fleissig Notizen. Dass es für das Trio ein spezieller Tag ist, merkt man erst in der Mittagspause, als sie zusammen fürs Interview antraben und dabei etwas lockerer wirken als auch schon.

«Darf den Humor nicht verlieren»

«Dass die Woche nicht mehr so durchgetaktet ist, dass man am Sonntagabend das Gefühl hat, jetzt müsste das Wochenende anfangen – aber dann ist schon wieder Montag.» Nach acht Jahren in der Luzerner Regierung freut sich Paul Winiker am meisten auf mehr Freizeit. Als Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements war ihm die Entwicklung der Luzerner Polizei sowie der Bau des Sicherheitszentrums in Rothenburg ein grosses Anliegen.

Seiner Nachfolge gibt er mit auf den Weg, dass man aufeinander hören und eine gute Zusammenarbeit pflegen muss, denn: «Es sind die Menschen, die den Reiz an dieser Arbeit ausmachen.»

Man dürfe aber auch seinen Humor nicht verlieren, fügt Winiker an. Das hat der SVP-Mann bestens vorgelebt. Dass er sich selbst nicht immer zu ernst nahm, machte Winiker auch für Vertreter anderer Parteien sympathisch.

«Ich schlafe bereits besser»

Nach 13 Jahren in der Luzerner Regierung freut sich Guido Graf über Freiheiten, die der Mitte-Politiker lange nicht mehr hatte. «Keine Person der Öffentlichkeit mehr zu sein, das ist schön», so Graf. Er freue sich auf die kommende Zeit. Zwar werde ihm der Kontakt zur Luzerner Bevölkerung fehlen, doch habe er wieder die Freiheit, sich zu äussern, ohne überlegen zu müssen, ob er das als Regierungsrat oder Privatperson macht.

Als Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements führte Graf den Kanton Luzern durch viele Krisen. 2013 der Amoklauf in der Firma Kronospan in Menznau, 2015/2016 die Flüchtlingskrise, ab 2020 die Corona-Pandemie und aktuell die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.

Den Kanton Luzern zu leiten, habe er sich anders vorgestellt, gesteht Graf. Doch er sei «ins Amt hineingewachsen». Es habe schöne Momente gegeben, aber auch viele anspruchsvolle: «Ich merke jetzt schon, ich bin einen Druck losgeworden. Ich schlafe bereits besser.»

«Zeit, für meine eigenen Interessen»

Marcel Schwerzmann ist von den Dreien am längsten im Amt. Ganze 16 Jahre war er Teil der Luzerner Regierung. Ohne Partei gelang es dem Krienser dreimal im Amt bestätigt zu werden. Damit gerechnet habe er nicht. «Mit der ersten Wiederwahl konnte man dann davon ausgehen, dass es ein längerfristiges Engagement wird.»

Lange wurde es. Jetzt freut sich Schwerzmann auf «die gewonnene Freiheit in meinem Terminkalender. Zeit, die ich wieder selbst einteilen kann.» Zum Beispiel für die Familie, fürs Reisen, um Bücher zu lesen – einfach Zeit, für seine eigenen Interessen, so Schwerzmann.

Andere Interessen musste er von 2007 bis 2019 als Leiter des Finanzdepartements viele berücksichtigen. Dort vertrat er eine eher bürgerliche Linie, was ihm viel Kritik von Links einbrachte. In den letzten vier Jahren leitete er das Kultur- und Bildungsdepartement.

(red.)

veröffentlicht: 26. Juni 2023 16:55
aktualisiert: 26. Juni 2023 16:55
Quelle: PilatusToday

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