(wap/sat) Das nächste Weltwirtschaftsforum (WEF) findet definitiv nicht in der Schweiz statt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag meldet, hat sich das WEF definitiv für Singapur entschieden. Das Nachsehen hat damit die Stadt Luzern respektive der nahegelegene Bürgenstock im Kanton Luzern. Traditionellerweise fand das Treffen der weltweiten Eliten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft jeweils in der letzten Januarwoche in Davos statt. Der Entscheid über den nächsten Austragungsort war für Montag erwartet worden.
Laut Reuters schrieb WEF-Chef Borge Brende am Montag in einer Mail, die Leitung habe einen «wichtigen Entscheid» gefällt zum Umzug des jährlichen Meetings. «Leider» sei es «angesichts der aktuellen Covid-19-Situation in Europa unwahrscheinlich», dass man hier in der Lage wäre, die notwendigen Voraussetzungen für den Anlass zu schaffen. Dieser solle nun vom 13.-16. Mai stattfinden. Singapur dagegen sei «sehr erfolgreich im Umgang mit der Pandemie», so WEF-Chef Brende. Laut seiner Mail sollen die Partner des Weltwirtschaftsforums später informiert werden.
Bereits zweiter Ortswechsel in der Pandemie
Noch bis vor zwei Wochen war vorgesehen, dass das WEF 2021 auf dem Bürgenstock in Luzern stattfinden soll. Dann wurde bekannt, dass die WEF-Leitung zwei Bundesräte über einen möglichen Wegzug nach Singapur informiert hatte. Der asiatische Stadtstaat hat im Gegensatz zur Schweiz die Ausbreitung des Coronavirus unter Kontrolle gebracht und kommt Geschäftsleuten in seinen Quarantäneregelungen entgegen. Davor war zugleich länger geplant gewesen, dass das WEF auch kommendes Jahr in Davos stattfinden solle – allerdings im Frühsommer und in reduziertem Rahmen.
Bereits einmal wurde das WEF aufgrund weltpolitischer Ereignisse ins Ausland verlegt: 2002 fand es als Antwort auf die Terroranschläge vom 11. September in New York statt. Bereits im Jahr darauf trafen sich die Mächtigen der Welt aber wieder in Davos. Das erste WEF hatte 1971 stattgefunden. Organisiert von dem 32-jährigen Klaus Schwab wurde in Davos damals über den Aufstieg amerikanischer Grosskonzerne und den «Einfluss von Computern auf das Leben jedes Einzelnen» diskutiert.
Feindbild der Globalisierungskritiker von links und rechts
Unumstritten war das WEF nur in seinen frühen Jahren. Dass sich die globale Elite von Wirtschaft und Politik bei einem privat organisierten Anlass in einem Alpenkurort traf, war immer auch eine Provokation. Ende der 1990er-Jahre geriet das WEF in den Brennpunkt der links-alternativen Antiglobalisierungsbewegung. In Schweizer Städten war der Slogan «Wipe out WEF» an den Hauswänden zu lesen, an Anti-WEF-Demonstrationen kam es regelmässig zu Ausschreitungen. Steigende Sicherheitskosten warfen nach der Jahrtausendwende gar die Frage auf, ob sich die Schweiz das WEF noch leisten könne.
Mit dem Wahlkampf von Donald Trump vor vier Jahren wurde das WEF schliesslich auch für die Rechte zu einem Symbol für ungebremste Globalisierung und internationalen Elitismus. Trump sprach vom «Davos Man», der für den Niedergang des amerikanischen Industriearbeiters verantwortlich sei. Als Präsident liess es sich Trump dann jedoch nicht nehmen, selbst gleich zwei Mal nach Davos zu reisen – letztmals im Januar. Dabei nahm er sich auch Zeit für ein Treffen mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Dann kam das Coronavirus.