Fahrplanänderungen Luzern

«Verlangen keine Bevorzugung, sondern Gleichberechtigung»: Kritik von Luzerner Politik

11.05.2023, 09:47 Uhr
· Online seit 11.05.2023, 05:40 Uhr
Die SBB hatten kürzlich den Fahrplanwechsel ab dem kommenden Dezember präsentiert. Dabei kommt Luzern einmal mehr schlecht weg: Zwei Direktverbindungen werden gestrichen. Nun hagelt es Kritik von allen Seiten.
Anzeige

Konkret verschwinden ab dem 10. Dezember die Direktverbindungen zum Flughafen Zürich und jene nach Mailand. Bereits der Verband Pro Bahn Zentralschweiz äusserte sich kritisch dazu und hält diese Änderungen für «inakzeptabel».

Die gestrichenen Verbindungen verärgern auch den Luzerner Baudirektor Fabian Peter: «Wir sind enttäuscht und bedauern das sehr, dass wir weitere Direktverbindungen verlieren.» Peter betont aber auch, dass jene zum Flughafen nur temporär wegfällt. Hierfür hatte sich die Regierung schriftlich an die SBB gewandt, ihre Unzufriedenheit geäussert und gebeten, Alternativen zu prüfen.

Schlechte Verbindungen in den Süden

Alles andere als erfreut von der Fahrplanänderung, die Luzern betrifft, ist auch der Nationalrat der Grünen Luzern, Michael Töngi: «Ich bin besorgt.» Die Verbindung zum Flughafen Zürich sei wichtig für den Wirtschaftsraum Luzern. Auch der Komfort würde darunter leiden: «Je nachdem kann das Umsteigen in Zürich mühsam werden, vor allem wenn die Gleise weit voneinander entfernt sind.»

Was er hingegen schlimmer findet, ist die wegfallende internationale Direktverbindung nach Mailand. Dies führe zu einer immer grösser werdenden Personen-Konzentration beim Zürcher Hauptbahnhof, da künftig die Verbindung nach Mailand via Zürich führt. «Man füttert den Knoten beim Hauptbahnhof Zürich immer mehr mit Passagieren. Stattdessen sollte man schauen, dass man ebenfalls rund um Zürich starke Verkehrsknoten hat – da würde auch Luzern dazu zählen», so Töngi. Dazu kämen die teils schlechten Verbindungen in den Süden. «Da haben wir in der Vergangenheit bereits einige Punkte verloren, was den internationalen Verkehr betrifft.»

«Ein weiterer Nachteil für die Zentralschweiz»

Der Grund für den temporären Wegfall der Direktverbindung zum Zürcher Flughafen sind Bauarbeiten in Zürich selbst. Diese Arbeiten würden zwar nicht ewig dauern. «Nichtsdestotrotz ist es ein weiterer Nachteil für die Zentralschweiz, auch hinsichtlich der Direktverbindung auf der Nord-Süd-Achse», so Baudirektor Fabian Peter.

Der grosse Unterschied zwischen Strasse und Schiene: Während auf der Strasse die Nord-Süd-Achse ins Tessin durch Luzern führt, verläuft sie auf den Schienen via Zürich und Arth-Goldau. Peter erklärt diesen Unterschied wie folgt: «Das hat damit zu tun, dass der Bahnhof Luzern ein Sackbahnhof ist, was es komplizierter für die SBB macht.»

Im Austausch mit Bundesrat Rösti

Damit Luzern und die Zentralschweiz in Zukunft mehr direkte Verbindungen erhalten, braucht es den Durchgangsbahnhof. Das Projekt geht aber schleppend voran. Deswegen fordert die Luzerner Regierung mit Nachdruck, dass das Projekt Durchgangsbahnhof weitergeplant und realisiert wird. «Wir erwarten umso mehr, dass der Durchgangsbahnhof rascher und konsequenter umgesetzt wird.»

Hierfür seien aber die SBB nicht allein verantwortlich, sondern vor allem das Bundesamt für Verkehr und das Bundesparlament. Man habe sich bereits mit Bundesrat Albert Rösti dazu ausgetauscht. «Wir werden uns im Herbst nochmals mit ihm treffen», erklärt Fabian Peter.

Forderung von mehr Gleichberechtigung, Durchgangsbahnhof und vielen Direktverbindungen

Auch Nationalrat Michael Töngi fordert mehr Gleichberechtigung vonseiten der SBB. «Ich verlange dabei keine Bevorzugung, sondern dass wir genau gleich behandelt werden wie andere Regionen.» Während an anderen Orten einiges in die Bahn investiert wurde, sei im Raum Luzern in den vergangenen Jahren nichts gemacht worden. Mit Ausnahme der kleinen Massnahme der Tieferlegung der Zentralbahn.

Wie auch Fabian Peter sieht Töngi das Hauptproblem beim fehlenden Durchgangsbahnhof. «Ohne diesen können wir das Angebot auf den Schienen auch nicht vergrössern.» Deswegen müsse es mit dem Projekt schnell weitergehen. Wir brauchen möglichst viele Direktverbindungen und einen engeren, getakteten Fahrplan. Es müsse also mit dem Durchgangsbahnhof schneller vorwärtsgehen. «Da wir bedrohliche Zeichen bekamen, dass dies weiter verschleppt wird.»

SBB zeigen Verständnis für Ärger

Wie die SBB gegenüber «20 Minuten» sagen, habe man Verständnis für den Unmut bezüglich des temporären Wegfalls der Direktverbindungen von Luzern an den Flughafen Zürich. Man habe verschiedene Varianten geprüft. Die Trennung der Zuglinie habe sich dabei als bestmögliche Variante erwiesen, da von den übrigen Varianten mehr Kundinnen und Kunden betroffen wären oder diese betrieblich nicht umsetzbar sind.

Kleiner Trost: Die Rückkehr der Verbindung Frankfurt-Luzern-Mailand sei frühestens per 2027 geplant. Zudem kündigten die SBB an, dass es auf diesen Zeitpunkt hin gleich einen weiteren Ausbau für Luzern bei internationalen Verbindungen geben solle. Insbesondere in Richtung Deutschland. Konkrete Verbindungen wurden jedoch noch nicht genannt.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 11. Mai 2023 05:40
aktualisiert: 11. Mai 2023 09:47
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch