600'000 Franken jährlich

KESB-Fall in Schübelbach: Gerichtsakten zeigen Überforderung einer Mutter

13.11.2021, 10:55 Uhr
· Online seit 13.11.2021, 10:36 Uhr
Weil die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) einer Mutter die Kinder wegnahm, muss die Gemeinde Schübelbach nun hohe Kosten tragen. Nun zeigen Gerichtsdokumente erstmals, wie es zu den hohen Kosten von jährlich 600'000 Franken gekommen ist.
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Das offensichtliche Drama nimmt im vergangenen April seinen Lauf: Die drei jüngsten Kinder werden ihrer Mutter weggenommen und müssen fortan in einem Heim leben. Für die Gemeinde Schübelbach im Kanton Schwyz bedeutet das jährlich rund 600'000 Franken Sozialkosten für eine einzige Familie (PilatusToday berichtete).

Die Mutter sah sich damals als Opfer einer Intrige. Anonym schilderte sie Tele Züri sinngemäss, die Fremdplatzierung und die mit ihr verbundenen Kosten seien unnötig, es gebe gar keine Probleme.

Quelle: PilatusToday

Was steckt wirklich hinter der Geschichte? Gerichtsurteile bringen jetzt Licht ins Dunkel, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Das Verwaltungsgericht Schwyz sowie das Bundesgericht lehnten einen Rekurs der Mutter gegen die Fremdplatzierung ab. Die Akten offenbaren derweil vor allem zwei Erkenntnisse: Erstens habe die Fremdplatzierung der Kinder eine lange Vorgeschichte. Zweitens lassen die Urteile erahnen, weshalb so hohe Kosten anfallen.

Wohnung der Familie sei zugemüllt gewesen

Die Familie stehe schon seit rund 10 Jahren mit der KESB in Kontakt. Der Mutter wurde eine sozialpädagogische Familienbegleitung zur Seite gestellt. Ausserdem wurden psychologische Gutachten erstellt. Diese stellten bei der Frau eine eingeschränkte Erziehungsfähigkeit und psychische Probleme fest. Erschwerend komme hinzu, dass die Mutter ihre Defizite nicht erkenne. Hilfsangebote habe sie stets abgelehnt.

Weiter habe die Mutter immer wieder Termine nicht wahrgenommen, sei es beim Sozialamt, bei der Schule oder schlicht beim Tierarzt. Bei einem unangemeldeten Hausbesuch der Tierärztin, fand diese die Wohnung in einem chaotischen Zustand vor – überall seien Abfallsäcke mit vollen Windeln gestanden. Dies wurde umgehend der KESB gemeldet.

Aus diesen und weiteren Gründen haben die Gerichte die Fremdplatzierung der Kinder als rechtens angesehen.

Kinder blühen im Heim auf

Wie der Heimleiter gegenüber der «Schweiz am Wochenende» ausführt, blühen die Kinder im Heim auf und machen erhebliche Fortschritte. Trotzdem: Der jüngste Sohn leide unter massiven Sprachstörungen und Entwicklungsrückständen. Er benötige entsprechende Behandlungen. Dieser erhöhte Betreuungsbedarf erklärt auch, weshalb die Gemeinde Schübelbach so tief in die Tasche greifen muss für eine Familie. 

(red.)

veröffentlicht: 13. November 2021 10:36
aktualisiert: 13. November 2021 10:55
Quelle: PilatusToday

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