Referendum

«Augenwischerei»: Überbauung im Areal «An der Aa» in Zug sorgt für Kontroverse

· Online seit 08.01.2024, 17:28 Uhr
Im Areal «An der Aa» in der Stadt Zug soll gebaut werden – da sind sich alle einig. Wie viele Wohnungen es werden, darüber wird diskutiert. Die geplanten 100 Wohnungen würden nicht reichen, sagt das Gegenkomitee. Mehr geht nicht, behaupten die Befürworter. Entschieden wird jetzt an der Urne.

Quelle: Tele 1

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Die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) platzen aus allen Nähten und brauchen deshalb dringend mehr Platz. Bereits im Jahr 2027 könnten mit den aktuellen Infrastrukturen nicht mehr alle Elektrobusse untergebracht werden, schreibt das Ja-Komitee in einer Medienmitteilung.

Nebst den ZVB soll es noch weitere Profiteure geben. So soll der Rettungsdienst einen modernen Stützpunkt bekommen. 100 Wohnungen sollen auf dem Areal auch noch entstehen – 40 davon preisgünstig, wie es die Initiative «2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand» im vergangenen Jahr gefordert hat.

Das Volk hat das letzte Wort – Gegner kritisieren die Ausnutzung

Der Bebauungsplan für das 190-Millionen-Projekt wurde schon im Jahr 2022 vom Stadtparlament verabschiedet – und das ohne eine Gegenstimme. Von Einigkeit ist dennoch nicht zu sprechen. «Ich stelle mich mit Herz und Seele gegen dieses Projekt», sagt Oliver Heiler, Mitglied des Bürgerkomitees gegenüber PilatusToday und Tele 1. Die attraktive Lage mit Seeblick soll so gut wie möglich genutzt werden, das sei mit diesem Projekt nicht gegeben, erklärt Oliver Heiler. Es sei aber unbestritten, dass es eine Überbauung brauche.

«Es fehlen ganz klar die Wohnungen», findet Heiler. Die geplanten 100 Wohnungen seien nicht genügend. Gemäss Berechnungen der Stadt seien aber auf diesem Gelände 800 Wohnungen möglich – bei einer Ausnützungsziffer von 3,5.

Sozialisierung ist gefährdet

Dem Bürgerkomitee, welches sich gegen diesen Bebauungsplan engagiert, ist vor allem eines wichtig: «Wir müssen mehr für den preisgünstigen Wohnungsbau machen. Wir haben in der Stadt Zug die höchsten Mieten und müssen dafür sorgen, dass die in Zug sozialisierten Personen nicht des Geldes wegen nach Luzern oder Zürich abwandern müssen», erklärt Oliver Heiler. Die fehlenden Wohnungen seien dem Bürgerkomitee den einzigen Dorn im Auge. Gegen die anderen Pläne würden sie sich nicht wehren – denn es sei auch aus ihrer Sicht dringend nötig.

Pro-Komitee ist fest überzeugt von dem Projekt

«Das Gelände öffnet sich, die ZVB bekommen ein neues Gesicht, es wird gewohnt, die Natur kommt zum Vorschein und für den Rettungsdienst gibts mehr Platz», so fasst Vroni Straub, Kantonsrätin CSP und Mitglied des Ja-Komitees, das Projekt zusammen. Im Gegensatz zu heute, wo das Areal ein reines Betriebsareal ist, sei das eine beträchtliche Transformation.

Den 800 Wohnungen hat sie nur Kritik übrig: «Das ist schlicht Augenwischerei. 100 Wohnungen sind genau richtig, mehr lassen die gesetzlichen Grundlagen gar nicht zu.» Konkret wären die Vorschriften bezüglich Ausnützungsziffer und Gebäudehöhen verletzt. «Wir möchten, dass die Menschen hier leben können und nicht nur wohnen», meint Vroni Straub. Mit 800 Wohnungen sei das nicht gegeben: «Drei über 80 Meter hohe Häuser an dieser Lage? Niemand will das!»

ZVB brauchen attraktive Arbeitsplätze

Die Bevölkerung erwarte, dass man mit der Zeit gehe und auch Elektrobusse einsetze, sagt Vroni Straub – und diese brauchen Platz. Auch Cyrill Weber, Unternehmensleiter der ZVB, unterstreicht die Wichtigkeit des Projekts. «Wir sind in 70-jährigen Gebäuden und können die Elektrobusse fast nicht mehr warten. Wir wachsen, brauchen mehr Platz und vor allem attraktive Arbeitsplätze.»

Klar ist, das Referendum zum Bebauungsplan hat einen schweren Stand. Im Ja-Komitee sind nämlich alle Parteien von SP, Grüne bis hin zur SVP vertreten.

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veröffentlicht: 8. Januar 2024 17:28
aktualisiert: 8. Januar 2024 17:28
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch